Wie gelingt Innovations-Transfer? : Datum:
Die Bildungsangebote der InnoVET-Projekte sollen später in weiteren Regionen und Bundesländern, Berufen und Branchen angewendet werden. Aber was braucht es für den Transfer von Innovationen? Wie wirken sie sich aus? Und was kann man aus InnoVET für zukünftige Programme lernen? Das möchte die „InnoVET-Begleitforschung“ beantworten, die vor kurzem gestartet ist.
„Die Begleitforschung unterstützt das große Anliegen von InnoVET: Nicht nur Innovationen zu entwickeln und spezielle Probleme in Angriff zu nehmen, sondern die Ergebnisse für die Berufsbildung in Deutschland insgesamt auszurollen“, erklärt Professor Hubert Ertl, Forschungsdirektor des BIBB: „Die Begleitforschung trägt dazu bei, indem sie untersucht, inwieweit sich die innovativen Ansätze zur Verbreitung eignen.“
Der Ansatz des BMBF, schon in der Projektlaufzeit eine wissenschaftliche Untersuchung des Programms und der Projekte zu starten, ist innovativ. Denn häufig findet eine Evaluation erst nach Ende der Projektlaufzeit statt. Das BMBF fördert die Begleitforschung am BIBB für fünf Jahre bis 2026 und an den Universitäten bis 2025.
Innovations-Transfer frühzeitig planen
Die Begleitforschung erarbeitet wissenschaftlich fundierte Grundlagen, um bei zukünftigen Förderprogrammen den Innovations-Transfer schon im Vorfeld zu berücksichtigen. „Welche Voraussetzungen müssen gegeben sein, damit ein Programm erfolgreich gestaltet und umgesetzt wird? Das wollen wir herausfinden“, erklärt Dr. Nina-Madeleine Peitz, die die Forschungsbegleitung im BIBB koordiniert. Für BIBB-Forschungskoordinatorin Dr. Sandra Liebscher ist die InnoVET-Begleitforschung jedenfalls ein Glücksfall: „Der Wissenschaftsrat empfiehlt seit längerem, unsere Forschung besser mit Programmarbeit zu verknüpfen. Die InnoVET-Begleitforschung ist daher eine tolle Möglichkeit für uns.“
Hubert Ertl macht aber auch deutlich, was nicht der Auftrag der Forschungsbegleitung ist: „Wir evaluieren und bewerten nicht die 17 Projekte“. Stattdessen gehe es darum herauszufinden, welche Innovationen gut transferiert und verstetigt werden können. Und was Stolpersteine sind, die verhindern, dass Innovationen zukünftig weiter genutzt werden. Daraus wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Empfehlungen formulieren, die dazu beitragen, dass Innovationen in der Berufsbildungspraxis ankommen.
Aus InnoVET für die Zukunft lernen
Die drei Standorte BIBB, Universität Magdeburg und Universität Paderborn verstehen sich als Begleitforschungsgruppe. Das BIBB koordiniert, aber dennoch begegnen sich die drei Akteure auf Augenhöhe. Was sie herausfinden wollen, ist dagegen klar voneinander abgegrenzt.
Im BIBB untersucht Nina-Madeleine Peitz, wie ein forschungsbasiertes Programmmanagement-Konzept aussehen kann: „Wir schauen: Was sind die Grundlagen für erfolgreiche und nachhaltige Programme? Welche Schlussfolgerungen können wir aus InnoVET für zukünftige Programme ziehen?“ Denn dazu gibt es kaum forschungsbasierte Untersuchungen. Ein Beispiel, worum es dabei gehen kann, ist das Thema Deutscher Qualifikationsrahmen (DQR). Viele InnoVET-Projekte entwickeln Fortbildungen, die den DQR-Stufen 5 bis 7 zugeordnet werden sollen. Nina-Madeleine Peitz möchte erforschen, welche Rahmenbedingungen notwendig sind, damit diese Fortbildungen bundesweit im Berufsbildungssystem genutzt werden können. Dabei setzt sie auf gestaltungsorientierte Forschung, auch „Design Based-Research“ genannt. Bei diesem neueren Forschungsansatz entwickeln Wissenschaft und Praxis gemeinsam praktisch nutzbare Ergebnisse wie das erwähnte Programmmanagement-Konzept. Hierbei sollen neben den Projekten die Sozialpartner, aber auch Politik und Wissenschaft einbezogen werden.
Transferprozesse gestalten – Innovationswirkung erforschen
Das Forscherteam an der Universität Magdeburg um Prof. Dr. Dina Kuhlee und Prof. Dr. Frank Bünning systematisiert zunächst die Gestaltungsmerkmale der Bildungskonzepte im Grenzbereich beruflicher und akademischer Bildung, wie etwa Anrechenbarkeit, Umfang oder Zusammenarbeit der Akteure. Daraus ergeben sich Fragen wie: Was sind Gemeinsamkeiten der Bildungsangebote, besonders mit Blick auf die institutionelle und rechtliche Verankerung? Wie attraktiv sind sie für Auszubildende, Fachkräfte und Unternehmen? Wie wirken sich die Angebote auf die Qualifizierung des Bildungspersonals aus? Aus den Erkenntnissen entstehen Handlungsempfehlungen für die Bildungspolitik mit Hinweisen, welche Konzepte bundesweit umgesetzt werden sollten.
Beim Forscherteam an der Universität Paderborn um Prof. Dr. H.-Hugo Kremer stehen dagegen die Innovations- und Transferprozesse im Mittelpunkt. Dabei geht es der Nachwuchsgruppe am Standort um solche Fragen: Wie sollten Innovationen aufbereitet sein, damit sie transferfähig sind? Und wie sollten Projekte und Transfernehmer zusammenarbeiten, damit sie die Innovationen nutzen können? Daraus sollen übergreifende, allgemeine Gestaltungsprinzipien formuliert werden, wie ein Transfer in den meisten Fällen idealerweise gelingen kann.
Neben den spannenden Erkenntnissen zum Innovations-Transfer fördert die InnoVET-Begleitforschung außerdem den wissenschaftlichen Nachwuchs. An beiden Hochschulen ist mit wissenschaftlichen Promotions- und Habilitationsschriften aus dem Forschungsprojekt zu rechnen.
Die inhaltlichen Schwerpunkte der beiden Universitäten im Rahmen der Begleitforschung stellt inno-vet.de im Lauf des Jahres ausführlicher vor.
Weitere und aktuelle Informationen unter: www.bibb.de/Begleitforschung-InnoVET