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Schneller Einstieg in den Aufstieg : Datum:

Profi im Thema, mehr Gehalt, neue Aufgaben: Die Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist für Ladeinfrastruktursysteme Elektromobilität“ des InnoVET-Projekts BexElektro zahlt sich für ihre Absolventen aus. Und sie zeigt: Um im Job voranzukommen, gibt es mehr als Meister und Studium.

Die Absolventen der Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist für Ladeinfrastruktursysteme Elektromobilität“ und Dozent Fritz Staudacher.
Copyright: ETZ Stuttgart

Ivan Blazevic strahlt, als er berichtet, wie die Aufstiegsfortbildung seinen Arbeitsalltag verändert hat. Bei technischen Problemen mit der Ladesäule den Meister anrufen oder den Hersteller – das war einmal. „Jetzt fragen sogar Meister uns, wie man Wallboxen installiert oder weitere spezielle Themen angeht“, berichtet der Elektroniker Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik von seinem Expertenstatus bei Berner Elektrotechnik in Stuttgart. Und Micha Sawatzki hat bei Elektro Heldele gleich ein Prestigeprojekt übernommen: Früher viel vor Ort im Service aktiv, ist er jetzt im Büro als Projektleiter für 1.500 Ladepunkte verantwortlich.

Spezialist statt Generalist

BexElektro LIS 3
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Und das alles mit der berufsbegleitenden Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist für Ladeinfrastruktursysteme Elektromobilität“ des InnoVET-Projekts BexElektro in gut neun Monaten. Kein Vergleich zu einem Meisterkurs, der neben der Arbeit knapp zwei Jahre dauert. Dabei ist der Meister für fast alle im Elektrohandwerk immer noch das große Thema, wenn es um beruflichen Aufstieg geht. Doch er ist nicht nur zeitaufwändiger, sondern auch inhaltlich breiter aufgestellt und bereitet vor allem auf die Selbstständigkeit vor. Was viele Facharbeiter wie Micha Sawatzki aber gar nicht anstreben. „Vorher stand für mich noch im Raum, ob ich den Meister anfange. Der Berufsspezialist war für mich viel interessanter. Das ist das Richtige für jemanden, der sich fachlich weiterbilden will!“

Fachlich weitergebildet haben sich die Teilnehmenden definitiv. Wo vorher bei der Installation von Wallboxen und Ladesäulen für Elektroniker oft „Learning by Doing“ galt, vermittelte der Kurs fundiert und strukturiert von der Pike auf alles Wichtige zum Thema. „Das Gelernte gibt Sicherheit für einen selbst“, sagt Micha Sawatzki. „Es sind viele Informationen vermittelt worden, die ein Elektriker so in der Ausbildung nicht lernt. In der Planung gehe ich nun fachrichtig dran. Das ist der große Unterschied“, erklärt er und fasst zusammen: „Ich mache meine Arbeit jetzt besser und effektiver.“ In Zukunft spielt für die Absolventen auch der Kontakt mit Kundinnen und Kunden eine größere Rolle. Auch Samuel Brozovic fühlt sich hier jetzt gut aufgestellt: „Ich weiß jetzt, wie man mit dem Kunden kommuniziert und habe ein besseres Verständnis für ihn.“

Interner Aufstieg zahlt sich aus

Die Arbeitgeber der drei Fachkräfte sind von der Fortbildung komplett überzeugt. „Die Jungs sind fachlich sehr gut aufgestellt und können vielseitig in Kundenaufträgen eingesetzt werden“, berichtet Geschäftsführer Ulrich Berner von Berner Elektrotechnik über seine beiden Mitarbeiter. Diese konnten sich in der Praxis bereits auszeichnen: „Wir sind von namhaften Stadtwerken und Ladesäulenanbietern nach dem Einsatz verschiedener Experten zur Problemlösung gerufen worden. Unsere Absolventen konnten nach hartnäckiger Fehlersuche die Fehler beheben.“

BexElektro LIS 2
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Ihr Lernerfolg soll sich für Ivan Blazevic und Samuel Brozovic bei Berner Elektrotechnik aber auch finanziell auszahlen. Nach bestandener Prüfung soll ihr Gehalt steigen und sie sollen im Betrieb zukünftig gleichwertig zum Techniker eingesetzt werden. Sie werden damit für komplexere Tätigkeiten eingesetzt und müssen nicht mehr klassische Elektroniker-Aufgaben ausführen wie Kabelschlitze stemmen und Leitungen verlegen. Unternehmen wie Berner Elektrotechnik haben über die Fortbildung also die Möglichkeit, Mitarbeiter weiterzuentwickeln und an sich zu binden.

„Personalvermögen“ mit mehr Verantwortung

Auch bei Elektro Heldele, wo Micha Sawawtzki arbeitet, sind die Absolventen längst im Praxiseinsatz beim Kunden. Das erworbene Spezialwissen und entwickelte „Personalvermögen“ sei in Fachgesprächen sofort erkennbar, berichtet Georg Thomas. Die Personalentwicklung des Unternehmens profitiert, da mit der Fortbildung die „strategische Lücke“ zwischen Facharbeiter und Meister geschlossen werden kann. Die Absolventen haben mit ihrem Expertenstatus und dem Titel „Geprüfter Berufsspezialist“ ein Alleinstellungsmerkmal erreicht, das für Anerkennung bei Kollegen und Kunden sorgt – und bei der Arbeit zusätzlich motiviert. Dabei bleibt es aber nicht: Die Geprüften Berufsspezialisten tragen im Unternehmen nun den Titel „Junior-Projektleiter“ und verantworten selbstständig Aufträge bis zu 20.000 Euro.

Fest steht: Alle drei Absolventen haben mit dem „Geprüften Berufsspezialist für Ladeinfrastruktursysteme Elektromobilität“ den Einstieg in den beruflichen Aufstieg gefunden. Ivan Blazevic und Samuel Brozovic wollen direkt mit dem Bachelor Professional des Projekts BexElektro weitermachen – der Berufsspezialist wird hier zu einem Drittel angerechnet. Zugleich hat ihnen der Kurs die Augen geöffnet für ihren beruflichen Status und gezeigt, was sie innerhalb der Berufsbildung erreichen können: „Gleichwertigkeit ist für mich wichtig“, sagt Ivan Blazevic, „dass ich mich beruflich weiterbilden kann und das gleiche Bildungsniveau wie Studenten erreichen kann!“

Geprüfter Berufsspezialist / Geprüfte Berufsspezialistin für Ladeinfrastruktursysteme der Elektromobilität (HWK Region Stuttgart)

Zielgruppe: Elektrotechnischer Berufsabschluss – idealerweise Elektroniker/innen Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik und Elektroinstallateure/innen

Kursdauer: 540 Unterrichtseinheiten (UE)

Kursinhalte:

  • Grundlagen und Installation von Ladeinfrastruktur (210 UE)
  • Vernetzte Ladeinfrastruktur, Energiemanagement mit PV-Erzeugung und Stromspeicher (90 UE)
  • Zählerplatz und Einbindung ins Intelligente Gebäude (60 UE)
  • Planen, Errichten und Prüfen von DC-Ladestationen (30 UE)
  • Marketing für Ladeinfrastruktur (30 UE)
  • Baustellenmanagement (120 UE)

Verstetigung: Die Fortbildung wird dauerhaft am Elektro Technologie Zentrum in Stuttgart angeboten werden. Der nächste Kurs startet Anfang 2025.

Transfer: Das InnoVET-Projekt BexElektro hat die Fortbildung so aufbereitet, dass andere Bildungseinrichtungen sie in Zukunft ebenfalls anbieten können. Diese erhalten gegen Lizenz:

  • alle Lehr-Lern-Materialien zur Durchführung des Präsenz- und Online-Unterrichtes,
  • didaktische Leitfäden,
  • Checklisten für die benötigte Ausstattung,
  • Unterstützung bei der Einrichtung der Lernplattform.

Mehr Informationen und Kontakt: etz-stuttgart.de

Autor: Benjamin Dresen