Film: Berufsspezialist für Industrielle Teilereinigung – Fortbildung zum „Hidden Champion“ : Datum:
Industrielle Teilereinigung ist eine Schlüsseltätigkeit in Produktionsverfahren und entscheidend für die Produktqualität. Aber: Eine geregelte Aus- oder Weiterbildung gibt es dafür bisher nicht. Das InnoVET-Projekt „CLOU“ schließt diese Qualifizierungslücke und erprobt mit Unternehmen der Branche aus ganz Deutschland ein Angebot für die neue erste Fortbildungsstufe „Geprüfte/r Berufsspezialist/in“.
„Die Industrielle Teilereinigung, das ist für mich sowas wie ein Hidden Champion“ – das steht für Frank-Holm Rögner fest. Denn bei allen Produktionsprozessen müssen Oberflächen gereinigt werden: Vor dem Kleben, vor dem Beschichten, vor dem Lackieren, vor dem Montieren. 10 bis 25 Prozent aller Produktionskosten müssen für die Reinigung verwendet werden, erklärt der Experte vom Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik in Dresden.
Problematisch ist dabei, dass es kein ausgebildetes Personal in der industriellen Teilereinigung gibt, aus einem einfachen Grund: „Es gibt diesen Ausbildungsberuf nicht“, so Rögner. Und eine entsprechende Weiterbildung ebenso nicht. Um diese Qualifizierungslücke zu schließen, entwickelt und erprobt das InnoVET-Projekt CLOU die Fortbildung zum „Berufsspezialisten für Industrielle Teilereinigung“. „Wir schaffen so die Voraussetzung, dass wir zukünftig ausgebildetes Fachpersonal in der industriellen Reinigungstechnik haben werden“, ist Rögner überzeugt.
Vom Grundwissen bis zur Laserreinigung
Die Sächsische Bildungsgesellschaft für Umweltschutz und Chemieberufe Dresden (SBG) bietet die neue Fortbildung an. Die besondere Herausforderung der Fortbildung ist, dass diese nicht auf einem bestimmten Ausbildungsberuf aufsetzt, sondern dass die Teilnehmenden sehr unterschiedliche Berufe erlernt haben. Deshalb wurden eigens Module geschaffen, die fehlendes Vorwissen ersetzen können. In diesen Einstiegsmodule geht es etwa um Grundwissen in Chemie, Physik oder Messtechnik.
Das Basismodul vermittelt die grundlegenden Prozesse und Prinzipien der Industriellen Teilereinigung. „Jeder Reinigungsprozess beginnt mit der Frage: Was ist eigentlich die Verunreinigung? Anschließend muss man ein Reinigungsziel festlegen, dann findet eine Analyse des Bauteils und der Verunreinigung statt und am Ende wird überprüft, ob das Reinigungsziel erreicht wurde“, erklärt Sophie Neumann von der SBG.
Anschließend vermittelt das Vertiefungsmodul vertieftes, anwendungsorientiertes Wissen: Die Teilnehmenden sollen anhand von Fallbeispielen das, was sie gelernt haben, auf ihr Unternehmen und ihren Arbeitsalltag beziehen. Der Fraunhofer Geschäftsbereich Reinigung ermöglicht es über den Zusammenschluss seiner Institute in verschiedene Reinigungslösungen, -varianten und -prozesse reinzuschauen: Von der Nassreinigung über die Strahlreinigung bis zur Laserreinigung.
Für den Lehrgang mit Teilnehmenden aus ganz Deutschland gibt drei bis vier Präsenzwochen an der SBG in Dresden. Ansonsten findet der Unterricht in synchronen Online-Seminaren statt. In Selbstlernphasen nutzen die Teilnehmenden das eigens aufgesetzte Lernmanagementsystem.
Den Wissenschatz erweitern: Unternehmen und Fachkräfte profitieren
Ein Unternehmen, dass von dem neuen Angebot profitiert, ist die Mitsubishi Chemical Group mit einer Niederlassung in Moritzburg bei Dresden. Das Unternehmen bietet eine Reinigungsdienstleistung an für Kunden aus der Halbleiterindustrie, Elektronikindustrie oder der optischen Industrie. „Die Fortbildung gibt uns die Möglichkeit, unseren Mitarbeitern besser zu vermitteln, was die Anforderungen von unseren Kunden an die Teilereinigung sind sowie auch das Verständnis für die Prozesse, Prozessabfolgen und die Interaktion des Reinigungsprozesses zur Oberfläche zu verbessern“, fasst Siegfried Bernhard zusammen. „Wir profitieren außerdem dadurch, dass wir den Mitarbeitern eine Option zur Weiterbildung anbieten können.“ Das stärke die Mitarbeiterbindung und sei ein Ausdruck der Wertschätzung.
Mitarbeiter und Fortbildungsteilnehmer Marcel Bartsch berichtet: „Ich selbst profitiere davon, meinen Wissensschatz zu erweitern, um mögliche neue Reinigungsvarianten einzubeziehen, die vielleicht vorher nicht bedacht worden sind.“ Seine Aufgabe im Unternehmen ist es, die Kundenteile zur Reinigung zu überprüfen: „Wie können wir es am besten umsetzen, ohne dass das Teil in Mitleidenschaft gezogen wird?“ Die Erstbearbeitung führt er selbst durch, anschließend übergibt er die Arbeit an die Produktion.
Das Ziel des InnoVET-Projektes CLOU ist, neue Möglichkeiten der Aufstiegsqualifizierung zu schaffen für die Chemie-, Biologie- und Physiklaboranten, aber auch für die Bedienerberufe wie Chemiekant und Pharmakant. Fachkräfte sollen ihre Karriere im Unternehmen fortsetzen können und nicht auf ein Studium wechseln zu müssen. Die Branche wird auch dadurch gestärkt, dass über das berufliche Lernen Innovationen und technische Fortschritte in die Unternehmen getragen werden.
Autor: Benjamin Dresen