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Karriereplan vom Klassenzimmer bis zur Chefetage : Datum:

Expertinnen und Experten fordern sie schon lange: Berufslaufbahnkonzepte gelten als wichtige Instrumente zur Gestaltung von Bildungswegen von der Berufsorientierung bis zur Fort- und Weiterbildung. Das InnoVET-Projekt LBT Forward hat für den Beruf „Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in“ jetzt ein Berufslaufbahnkonzept entwickelt.

LBT Forward Berufslaufbahnkonzept
Copyright: Landbautechnik Bundesverband

Das Autorenteam des Diskussionspapiers „Zukunftsfähig bleiben! 9 + 1 Thesen für eine bessere Berufsbildung“ des BIBB sagt zu Berufslaufbahnkonzepten: „Sie beschreiben systematische Wege der Karriere und beruflichen Fortentwicklung für den individuellen Professionalisierungsprozess von Anfängerinnen und Anfängern in einem Beruf zu Expertinnen und Experten. Dabei sollen sie ein Höchstmaß an Flexibilisierung und Individualisierung gewährleisten.“ Sie stellen aber auch fest: „Bislang finden sich jedoch nur in wenigen Branchen durchgängige Berufslaufbahnkonzepte.“

Das InnoVET-Projekt LBT Forward geht für den Beruf „Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in“ mit einem eigenen, neu entwickelten Berufslaufbahnkonzept voran: „Wir wollen zeigen, dass wir attraktive Karrierepfade im Handwerk haben“, sagt Projektleiter Torsten Grantz vom LandBauTechnik-Bundesverband. „Wir möchten Menschen, die diesen Beruf ausüben, zu jedem Zeitpunkt ihres Arbeitsweges zeigen: So kannst du dich entwickeln.“

Entwicklungschancen aufzeigen

Ziel ist es, die wertvollen Fachkräfte mit Entwicklungschancen bis ins Management in den Werkstätten der Branche zu halten – und auch älteren Mitarbeitenden Optionen anbieten zu können. Denn diese Fachkräfte sind das Kapital der Werkstätten: Wenn auf der Baustelle der Radlader, auf dem Feld der Mähdrescher oder im Stall die Melkmaschine ausfällt, werden Land- und Baumaschinenmechatroniker gerufen und lösen das Problem.

Das Berufslaufbahnkonzept bündelt und strukturiert die Möglichkeiten der Aufstiegsfortbildung und der Weiterbildung in dem Berufsfeld. Das soll die Attraktivität des Berufs steigern und die Gleichwertigkeit zur akademischen Bildung sichtbar machen. Betriebsinhaber erhalten mit dem Berufslaufbahnkonzept ein Werkzeug für eine strategischere Personalentwicklung und ein Marketinginstrument für ihren Betrieb.

Berufslaufbahnkonzept
Copyright: Landbautechnik Bundesverband

Bestehende Angebote aktualisiert und strukturiert

Für das Berufslaufbahnkonzept hat das Projekt das Rad nicht neu erfunden, sondern bei den Aufstiegsfortbildungen vor allem die bestehenden Qualifizierungen in der Branche neu strukturiert:

  • Neben der Ausbildung Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in wurde ein einjähriges Angebot für den Quereinstieg beruflich Qualifizierter außerhalb der Handwerksordnung geschaffen.
  • Auf der Fortbildungsstufe 1 wurde für technisch Interessierte der Geprüfte Systemtechniker mit Kammerabschluss neu entwickelt und löst den Servicetechniker ab.
  • Der Meister auf Fortbildungsstufe 2 bleibt unverändert, hier begleitete das Projekt aber das Neuordnungsverfahren.
  • Beim Betriebswirt HwO auf Fortbildungsstufe 3 werden die bestehenden Inhalte genutzt und mit Schulungsbeispielen auf die Branche angepasst.

Neben dem beruflichen Aufstieg gibt es auf jeder Entwicklungsebene passende Weiterbildungsangebote:

  • Digitalführerschein für Auszubildende
  • Landwirtschaftliche Grundlagen für Quereinsteiger
  • Digitaltechnik für ältere Mitarbeiter
  • Fachkundige Person Hochvolt für Geprüfte Berufsspezialisten

Beruflicher Aufstieg und berufliche Weiterbildung werden so miteinander verzahnt.

Großer Aufwand, der sich lohnt

Auf dem Weg zum Berufslaufbahnkonzept führte das Projekt LBT Forward umfassende Analysen durch, welche Qualifikationen und Kompetenzen in dem Berufsfeld gebraucht werden. Die wissenschaftliche Begleitung aus dem Forschungsinstitut für Berufsbildung im Handwerk (FBH) an der Universität zu Köln und dem Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik (HPI) an der Universität Hannover ermittelte Tätigkeitsprofile, Qualifizierungsbedarfe, bestehende Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebote sowie die technologischen Entwicklungen in der Landbautechnik. Das Team vom LandBauTechnik-Bundesverband führte seinerseits viele Hintergrundgespräche in den Betrieben und stand im intensiven Austausch mit Bundesinnungsmeistern, Landesverbänden, Herstellern und IG Metall.

„Es war ein großer Aufwand alle einzubeziehen“, sagt Torsten Grantz. Aber der hat sich gelohnt: „Wir haben damit die Zusammenarbeit in der Branche beim Thema Berufsbildung intensiviert und Türen geöffnet.“

Angebot in Szene etablieren

Das jetzige Angebot soll nur der Anfang sein, denn die Technik entwickelt sich weiter und so auch das Berufslaufbahnkonzept: Bildungsangebote zu Robotik, Sensorik, elektrische Antriebe und vernetzten Systemen auf der Baustelle sowie ein Master Professional Digitalisierung sollten aus Sicht von Torsten Grantz die nächsten Schritte sein. Für das Projekt ist die Arbeit nicht abgeschlossen, sondern die nächste Phase steht bevor: „Es geht in den förderfreien Betrieb und wir müssen das Ding zum Fliegen kriegen“, sagt Torsten Grantz. Gesucht wird noch „ein cooler Name, der draußen in den Betrieben funktioniert“ – etwas wie „Karriereplan“.

Damit das Berufslaufbahnkonzept zum Erfolg wird, verbreitet das Projekt den Ansatz intensiv über die Landesverbände und Innungen bis hin zu den Betrieben. Nach Außen wird das neue Onlineportal „LBT Akademie“ die im Berufslaufbahnkonzept enthaltenen Fort- und Weiterbildungsangebote verschiedener Anbieter bündeln sowie auffindbar und buchbar machen als eine Art „One-Stop-Shop“. „Die LBT Akademie soll zeigen was in der Branche möglich ist“, erklärt Projektreferentin Sandra Bosnjak. Gesichert ist außerdem der Zugang der Angebote der LBT Akademie zu den Schulungskatalogen der Hersteller, die in der Szene als „Bibel“ der Fort- und Weiterbildung gelten. Das Berufslaufbahnkonzept wird außerdem als Teil der „Starke-Typen-Kampagne“ eingesetzt werden, die für das Berufsbild wirbt.

„Beschreiten Sie diesen Weg“

Bei der Frage des Transfers auf andere Berufe wird Torsten Grantz vorsichtig. Da müsse jedes Gewerk aufgrund der Besonderheiten sein eigenes Berufslaufbahnkonzept erarbeiten. Aber er ist sicher: „Sich als Branche so ein Berufslaufbahnkonzept zu geben, das Arbeiten an der eigenen beruflichen Zukunft, das ist sehr viel wert. Ich würde jedem Gewerk empfehlen, diesen Weg zu beschreiten.“

Alle Inhalte des Berufslaufbahnkonzepts auf einen Blick: lbt-forward.landbautechnik.de/berufslaufbahnkonzept

Beruf Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in

  • Im Beruf Land- und Baumaschinenmechatroniker/-in gibt es 9753 Auszubildende im Jahr 2024. Der Beruf wächst als einer der wenigen im Handwerk.
  • Ausgebildete Land- und Baumaschinenmechatroniker/-innen arbeiten in den Händlerwerkstätten und führen Wartung, Reparatur und Inspektion aus. Dazu gehören Bereitschaftsdienste rund um die Uhr.
  • Die LandBauTechnik setzt sich zusammen aus den Teilgewerken Landmaschinentechnik, Innenwirtschaft, Baumaschinentechnik, Garten-, Forst- und Kommunaltechnik sowie oder Flurfördertechnik.
  • Auszubildende werden aufgrund dieser Vielfalt sehr breit qualifiziert und spezialisieren sich im Anschluss an die Ausbildung.

Autor: Benjamin Dresen