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„Ohne Elektronik geht kaum noch was“ : Datum:

KFZ-Mechatroniker Philipp Gustavsohn hat die Fortbildung zum „Geprüfter Berufsspezialist für Elektronik Mobilität (IHK)“ des InnoVET-Projekts UpTrain erfolgreich absolviert. Dabei hat er viele wertvolle Einblicke in den öffentlichen Nahverkehr der Zukunft erhalten und hilfreiche Kontakte geknüpft.

Philipp Gustavsohn
Copyright: Rheinbahn

inno-vet.de: Bitte stellen Sie sich kurz vor: Welchen Beruf haben Sie erlernt? In welcher Tätigkeit arbeiten Sie aktuell? Was sind dort Ihre Aufgaben?

Philipp Gustavsohn: Im Jahr 2010 habe ich meine Berufsausbildung als Kfz-Mechatroniker bei der Rheinbahn in Düsseldorf begonnen. Seitdem arbeite ich dort auf dem Betriebshof Benrath an Elektrik, Aufbau und Mechanik der Busflotte. Es ist eine vielseitige Arbeit, da gibt es nichts, was ich nicht mache an Reparaturen.

inno-vet.de: Wie wichtig ist das Thema Elektronik bei Ihrer Arbeit? Wo steckt das drin? Wie groß ist der Fortbildungsbedarf?

Philipp Gustavsohn: Mittlerweile geht kaum noch etwas ohne Elektronik. Komfortsysteme sind damit geschaltet, Steuergeräte und mit dem Thema Elektromobilität wird das noch mehr werden. Die Fortbildung ist sehr weitreichend angelegt für Nahverkehrsunternehmen im Öffentlichen Dienst. Das war nicht nur fahrzeugspezifische Elektronik, sondern wir haben über den Tellerrand geguckt: Rechte und Pflichten im ÖPNV, Infrastruktur, Haltestellen. Es war interessant, auch das mal zu sehen. Was das Fachspezifische angeht: Ich habe natürlich als Mechatroniker schon mal an den Anlagen gearbeitet. Aber wir haben wertvolle Einblicke bekommen, was da technisch in Zukunft kommen kann und was andere Unternehmen vielleicht schon machen wie moderne Dacharbeitsbühnen für Busse oder Carports mit kompletter Ladeinfrastruktur.

inno-vet.de: Welche Lerninhalte der Fortbildung „Geprüfter Berufsspezialist für Elektronik Mobilität (IHK)“ waren für Sie am wichtigsten? Wo wollten Sie sich am meisten weiterentwickeln?

Philipp Gustavsohn: Wir haben in der Fortbildung den Hochvoltschein Stufe 2 gemacht und dürfen damit Elektrobusse spannungsfrei schalten und dann daran arbeiten. Das ist sonst nicht erlaubt. Es war dann auch die Aufgabe der praktischen Abschlussprüfung, einen Elektrobus freizuschalten bis zu dem Grad, für den wir die Zulassung haben.

Wir waren außerdem eine Woche in Bonn bei den Stadtwerken, da kamen verschiedene Hersteller wie Voith für Getriebe, Hübner für die Drehkränze beim Gelenkbus oder Bode für die Bustüren. Die haben uns im Rahmen von Herstellerschulungen ausführlich gezeigt, wie man daran arbeitet. Natürlich haben wir auch vorher schon mal mit diesen Komponenten gearbeitet, aber man konnte nie so weit hineinschauen. Warum und wie etwas genau so hergestellt wurde – das wussten wir nicht bis dahin. Das schafft ein ganz anderes Verständnis für die Technik.

In einer anderen Woche waren wir in Mannheim und hatten das Glück, dass wir die Mercedes-Werke besichtigen konnten und dort in die komplette Montage vom Rohbau bis zum fertigen Bus reinschauen konnten und auch in Musterbau und Entwicklung. Das kann mir auch in Zukunft nützlich sein, wenn diese Busse bei der Rheinbahn eingeführt werden sollten. Mit Augmented Reality konnten wir sehen, wo welches Bauteil im Fahrzeug verbaut ist und was ich ausbauen muss, um da dran zu kommen. Mittelfristig werden wir vielleicht auch so eine Brille haben bei der Arbeit und können dann sehen, welche Drehmomentwerte nötig sind und welches Öl eingefüllt wird.

inno-vet.de: Was war für Sie das Besondere an der Fortbildung? Was ist da hängen geblieben?

Philipp Gustavsohn: Ich konnte mir ein Netzwerk aufbauen mit den Fachteilnehmern! Wir waren über neun Monate mindestens einmal im Monat zusammen. Sich mit den Leuten auszutauschen – das war für mich das A und O. Es sind aber nicht nur die Kontakte unter den Teilnehmenden, sondern auch zu den Experten bei den Herstellern, die wertvoll sind. Die kann ich in Zukunft direkt anrufen und nachfragen, wenn ich ein Problem mit einem Bauteil habe.

Spannend war außerdem, über die Lernortkooperation zu sehen, wie es in anderen Unternehmen läuft, wie die Elektromobilität und Infrastruktur handhaben. Neben Besuchen bei den Stadtwerken Bonn, der KVB in Köln und der RNV in Mannheim waren wir eine Woche an der Fachhochschule in Bochum zu Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien. Hier haben wir uns mit Studierenden Gedanken gemacht über ein Projekt, das in der Zukunft kommen könnte: Zum Beispiel eine Mobilitäts-App für alles vom E-Scooter über das Bahnticket bis zum Park-and-Ride-Parkplatz.

Ich habe Einblicke in Sachen bekommen, über die ich mir nie Gedanken gemacht habe: Multimobilität, die Vernetzung mit anderen Verkehrsmitteln, um die Pkws aus den Innenstädten zu bekommen. Das war echt spannend und hat den Blick geweitet!

inno-vet.de: Konnten Sie bereits Veränderungen bei Ihrer Arbeit feststellen?

Philipp Gustavsohn: Bei uns in der Firma werden bereits Stellenausschreibungen auf den neuen Fortbildungsabschluss angepasst. Es können sich jetzt auf bestimmte Positionen nicht nur Meister und Techniker bewerben, sondern auch Geprüfte Berufsspezialisten.

Natürlich werde ich ganz klar von den Einblicken in die Technik und den neuen Kenntnissen in Elektronik profitieren. Ich kenne die Komponenten jetzt noch genauer, weiß wie sie aufgebaut sind, weiß wie ich noch besser Fehler finden und die Bauteile einstellen kann.

Direkt hat sich für meine Arbeit erstmal nichts verändert, weil ich ja schon einige Jahre in dem Beruf arbeite. Wir sind ein gemischtes Team, in dem auch Meister arbeiten, deshalb hat sich die Hierarchie nicht groß verändert.

inno-vet.de: Würden Sie Kollegen die Fortbildung empfehlen oder haben Sie das vielleicht sogar? Wenn ja, warum?

Philipp Gustavsohn: Auf jeden Fall! Beim zweiten Durchlauf der Fortbildung, der vor kurzem gestartet ist, nehmen insgesamt sechs Kollegen von der Rheinbahn teil. Für die persönliche Weiterentwicklung lohnt es sich auf jeden Fall – man hat dann einen Abschluss des Deutschen Qualifikationsrahmens auf Stufe 5. Darauf kann man dann später weiter aufbauen!

Mehr Informationen

  • Einen Überblick über das InnoVET-Projekt „UpTrain“ bietet das Projektprofil.
  • Ausführliche Informationen zum Projekt und zur Fortbildung gibt es unter up-train.de.

Benjamin Dresen führte das Gespräch.